„Ehe der Zug tatsächlich abfuhr“ - kein Unterricht, keine Versammlungen, keine Schule mehr, - konnte genau noch das Symposium stattfinden: am Freitag und Samstag, 13. und 14. März, den letzten beiden Ettaler Schultagen vor dem Lockdown der Schulen wegen des Covid19. Es fanden sich 17 Oberstufenschüler*innen der Klassen 10 bis 12 zwei Tage im Bibliothekssaal des Ettaler Klosters ein. Zusammen mit OStR Roland Jurgeleit, Fachleitung alte Sprachen, und Prof. Dr. Dr. Christian Schröer, Professor an der Universität Augsburg für Philosophie und Ethik. Und das alles mit Unterstützung des Wittelsbacher Stipendiums wurde es ein echter „Kairos“ schulischen Lebens für dieses Halbjahr.
Thema unter Anleitung von Prof. Schröer war die Frage nach dem Tun und Wollen in Platons „Gorgias“. Eine handlungstheoretische Analyse wurde so verfolgt auf Basis der Originaltexte. (Im Sommer erscheint Schröers‘ Kommentar bei Aschendorff zum „Gorgias“, in dem die vom Professor und Griechischlehrer zusammen angefertigte Übersetzung erscheinen wird). Dafür konnten also in diesem Kreis die griechischen Fachbegriffe durchaus wiederverwendet werden. Was kann zum Beispiel als wirklich ἀγαθόν – βέλτιον – ἄριστον betrachtet werden im Leben? Die Schüler wurden problemlos dahingeführt selber wie bei Sokrates die wichtigen Fragen zu stellen: Was macht das für einen Unterschied, ob man gut handelt oder gut entscheidet oder vor allem einen guten Willen zu einer Maxime in sich ausprägt? Weit über den Tellerrand der „alten Fragestellungen“ dann spürten die jungen Humanisten die Relevanz von all dem, wenn der Ethikprofessor das Tun unterschied: Sind wir im Leben nur zielorientiert oder nur kompetenzorientiert? Wollen wir einer Vision folgen oder alles eben heute Geforderte gut bewältigen? Und was tun wir eigentlich, wenn wir dann mal gemeinsam handeln: Ist das κοινή – γένη – καθόλου, zusammen oder allgemein oder universal?
Schröer, der Professor und Doktor theol. zitierte in diesem Rahmen immer wieder auch Worte Jesu aus dem Evangelium. Letztlich sprach der Gast aber den jungen Erwachsenen vor allem zu, was sie sich für die Zeit des Abiturs, danach und im Blick auf die weltweite Coronakrise wohl auf die Fahne Ihres Wollens und Tuns schreiben können: Im dauernden inneren Kampf zwischen dem eigenen Mut gegen die eigene Angst, zwischen Sachverstand gegenüber der Not, zwischen der stillen Mahnung zur Besonnenheit trotz begangener Schuld gilt es den Weg für sich zu finden, dass ich mir Würde, Sinn und vertretbare Verantwortung als Maximen, die drei notwendigen Bedingungen des objektiv Guten, zum Ziel setze.
Der Fachschaftsleitung, Herrn Roland Jurgeleit, sei gedankt für die Organisation des tollen Moments, eben eines Kairos - keines Events nur -, wenn er Früchte trägt im Denken und Handeln unserer Schülerinnen und Schüler. Dank an Herrn Prof. Dr. Dr. Schröer und die Altettaler, die diese Veranstaltung über die Wittelsbacher Stipendien unterstützt haben. Mehr zum Thema wird im Schuljahresbericht erscheinen.
Pater J. Thaddäus M. Schreiber OSB
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